>>98499388„Es ist eine Schande“, sagte der alte Mann, während die türkischen Jugendlichen auf dem Kriegerdenkmal herumlungerten und den vorbeigehenden deutschen Frauen derbe Scherze in ihrer Mondsprache hinterherriefen. Bernd wollte dem Mann zustimmen, aber ein stechender Schmerz fuhr im wie ein Messer durch den Hinterkopf und er musste sich an dem Alten festhalten, um nicht umzukippen. Als er die Augen wieder öffnete, schien alles ein wenig klarer und heller zu sein. Sein Blick fiel auf die Frauenfigur aus weißem Marmor, die in der Mitte des Kriegerdenkmals saß. Sie war mit niedergeschlagenen Augen dargestellt, auf dem Schoß lag ein steinernes Breitschwert, der Oberkörper war von einem Kettenhemd bedeckt, das die Türken mit einer Flut schweinischer Schmierereien bedeckt hatten. Einer der Jugendlichen dämpfte gerade eine Zigarette auf ihrem Schoß aus und lachte sein schäbiges Kanakenlachen. Bernd konnte seinen Blick nicht mehr von der Statue lösen. Es schien ihm, als gehe ein geheimes Licht von der schönen aber doch starken Figur aus, das nur er sehen konnte. Germania, erwache, flüsterte Bernd. Der alte Mann sah in besorgt an. Germania, erwache. Germania, erwache, wiederholte Bernd etwas lauter. Er sah, wie sich die steinernen Lider langsam zu heben begannen. Germania, erwache! Die üppige Brust hob und senkte sich zum ersten Mal seit hundert Jahren, als die deutsche Frühlingsluft in die starke Lungen der marmornen Göttin strömte. GERMANIA, ERWACHE! schrie Bernd mit aller Kraft und seine Stimme hallte wie ein Donnerschlag durch den Park. Ein Schwarm Vögel flog laut krächzend aus den umstehenden Eichen auf und die Türken blickten erschrocken in Bernds generelle Richtung. Er fühlte kein Mitleid mit ihnen, als die steinerne Hand sich fester um den Griff des Schwertes schloss, um endlich Gericht zu halten.